Fruchtbarkeit beim Mann? Das sollten Männer über Spermien wissen.

Zunächst mal gesagt: Fruchtbarkeit betrifft Frauen und Männer. Gerne wird dies als rein weibliches Thema abgehandelt, dies ist aber keineswegs der Fall. Wir wollen in diesem Artikel ein wenig Transparenz in das Thema Fruchtbarkeit beim Mann geben und warum es so wichtig ist seine Spermien testen zu lassen.

Wann fragen sich Männer eigentlich wie es um die Gesundheit ihrer Spermien steht? Für die meisten Männer ist die Antwort eigentlich nie, schließlich hat mein Onkel 3. Grades auch mit 75 noch ein Kind bekommen. Fakt ist: In ungefähr 40% der Fälle, bei denen eine Schwangerschaft zunächst nicht möglich ist, ist die Fruchtbarkeit des Mannes das Problem.

Woran liegt das überhaupt und wie verändert sich die Fruchtbarkeit und die Spermien im Alter? Was macht eine gute Spermienqualität aus und was kann ich tun? Das sind nur ein paar der Fragen die wir Dir hier beantworten möchten.

Was sind Spermien?

Ganz einfach ausgedrückt sind Spermien die männliche Geschlechtszelle - oder auch männliche "Keimzelle". Die Verbindung mit der weiblichen Keimzelle wird dann als “Befruchtung” bezeichnet. Spermien haben zwei verschiedene Teile: den Kopf, der den Kern enthält, in dem das genetische Material transportiert wird, und einen Schwanz, der sie zum schwimmen antreibt und dabei hilft, die Eizellwand zu durchbrechen. Sie können sich nicht selbstständig teilen oder reproduzieren und haben eine begrenzte Lebensdauer. Das macht die Befruchtung zu einem Wettrennen, von der Vagina zu den Eileitern, wo sie auf die Eizelle treffen.

Im Alter von 11-12 Jahren beginnt die Spermienproduktion und setzt sie sich in der Regel ununterbrochen bis zum Tod fort. Im Durchschnitt werden pro Ejakulation zwischen 80 und 300 Millionen Spermien freigesetzt. Die Hoden produzieren täglich etwa 50-100 Millionen lebensfähige Spermien. Allerdings nehmen erkennbare Defekte in Qualität, Quantität und Beweglichkeit mit dem Alter zu. Der gesamte Prozess der Spermatogenese, also von einem neu gebildeten bis zu einem voll ausgereiften Sperma, dauert in der Regel etwa 74 Tage. Von den Nebenhoden gelangen die Spermien durch die Samenleiter in die Harnsamenröhre. Die endgültige Befruchtungsfähigkeit erreichen die Spermien erst im weiblichen Genitaltrakt.

Wie bestimmt sich die Spermienqualität der Männer?

Die Spermienqualität ergibt sich primär aus dem Zusammenspiel von vier Parametern: Die Quantität, Motilität, Morphologie und Vitalität. Diese Parameter werden normalerweise in einem Spermiogramm analysiert, das Dir dann Auskunft über Deine Spermienqualität bzw. Deine (theoretische) Zeugungsfähigkeit gibt. Im folgenden möchten wir die vier Parameter mal ein wenig genauer beleuchten:

1. Quantität

Die Spermienzahl ist die Gesamtzahl der Spermien in einer bestimmten Menge an Samen. Die Spermienkonzentration bezieht sich darauf, wie dicht diese Spermien im Sperma verpackt sind. Eine Probe kann zum Beispiel 3 Milliliter Sperma und eine Gesamtzahl von 45 Millionen Spermien enthalten; das wäre eine Konzentration von 15 Millionen Spermien pro ml.

Die WHO gibt folgende Normwerte:

  • Min. 15 Mio. Spermien pro Milliliter
  • Min 39. Mio. Spermien im Ejakulat

2. Motilität

Hierbei handelt es sich um die Beweglichkeit der Spermien und die ist von entscheidender Bedeutung, um die komplexe Reise zur Eizelle zu überleben. Die Wahrscheinlichkeit, fruchtbar zu sein, ist größer, wenn mindestens 40% Deiner Spermien beweglich sind.

Bei der Motilität gibt es 4 mögliche Kategorien

  1. schnelle Vorwärtsbewegung (schnell progressiv)
  2. langsame Vorwärtsbewegung (progressiv)
  3. schwimmen im Kreis oder nur lokal (nicht progressiv)
  4. bewegen sich nicht (immotil)

Die WHO gibt folgenden Normwert:

  • Mindestens 32% müssen in Kategorie a oder b sein, also vorwärtsbeweglich sein.

Laut WHO ist progressive Motilität die beste Art der Bewegung, die bei der Spermienanalyse beobachtet werden kann. Das heißt, Spermien bewegen sich in geraden Linien oder in großen Kreisen vorwärts, im Gegensatz zu kleinen engen Kreisen oder auf unregelmäßigen Bahnen.

3. Morphologie

Unter Morphologie versteht man die Struktur der Spermien. Diese Form ist wichtig, weil sie die Fähigkeit eines Spermas beeinflusst, zu einer Eizelle zu gelangen und sie zu durchdringen. Normalerweise haben sie glatte ovale Köpfe und lange Schwänze. Defekte in dieser Struktur verringern die Wahrscheinlichkeit, fruchtbar zu sein.

Die WHO gibt folgenden Normwert:

  • Wenn 4% der Spermien normal geformt sind, gilt dies als normal.

4. Vitalität

Hierbei geht es um die Lebendigkeit der Spermien. Die Vitalität der Spermien sind entscheidend, dass es zu einer Befruchtung der Eizelle kommt. Bei einer Vitalitätsprüfung können tote Spermien von lebendigen Spermien differenziert werden.

Die WHO gibt folgenden Normwert:

  • Der Normwert für vitale (lebende) Spermien beträgt >58% bei einer Klassifizierung von 200 Spermien.

Wie und wo kann man ein Spermiogramm erstellen lassen?

Spermiogramme werden typischerweise in Kinderwunschzentren, urologischen Praxen oder Samenbanken gemacht. Der Prozess in den Praxen ist simpel: Die Samenprobe für die Analyse wird im Regelfall in einem kleinen Becher durch Masturbation gewonnen. Danach wird die Probe unter einem Mikroskop untersucht, um die vier Faktoren Spermienzahl, Vitalität, Morphologie und Motilität zu beurteilen.

Warum sollte man die Spermien checken lassen:

Man kann es nicht oft genug sagen: Probleme bei der männlichen Fruchtbarkeit tragen ebenfalls dazu bei, wenn es darum geht, dass ein Paar nicht schwanger werden kann. In den letzten vier Jahrzehnten ist die Spermienanzahl bei Männern um etwa 60 % gesunken. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Wissenschaftler sehen den Grund für den Rückgang der Spermienanzahl vor allem in Umwelt- und Lebensstileinflüssen. Übergewicht bei Männern, sowie Alkoholkonsum und das Rauchen können einen negativen Einfluss haben.

Das Alter hat wie bei der Frau auch Auswirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit:

  • Im Laufe des Lebens eines Mannes werden alle 6 Monate eine neue genetische Mutation in den Spermien eingeführt.
  • Die DNA-Integrität des Spermas nimmt mit dem Alter ab, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass genetische Mutationen an Kinder weitergegeben werden.

Wenn man sich nun vor Augen hält, dass eventuell ein ungesunder Lebensstil sowie ein höheres Alter des Mannes zusammenkommen, so könnte der Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit nicht größer sein. Dazu kommt, dass auch Männer heutzutage später im Leben Kinder bekommen. Aus dem Grund sollte man frühzeitig darüber nachdenken, seine Spermien checken zu lassen. Auch mit dem Hintergrund, dass es die Möglichkeit gibt, Spermien für eine späteren Kinderwunsch einzufrieren.

Spermien einfrieren

Was ist eigentlich der Status Quo meiner Spermien? Wen interessiert das nicht? Die Spermien einfach mal checken zu lassen kann dem ein oder anderen Gewissheit bringen, wo er denn gerade steht. Oftmals wissen Männer gar nicht wie gut oder schlecht ihr eigenes Sperma ist. Und gerade wenn das Ergebnis schlecht ist, muss man nicht gleich vom schlimmsten ausgehen, sondern kann sich frühzeitig damit auseinandersetzen. Eine proaktive Verbesserung der Spermien kann dabei helfen. Da es etwa 74 Tage dauert, bis Spermien produziert werden, dauert es mindestens 2-3 Monate, bis jede Änderung der Lebensweise einen messbaren Einfluss auf die Gesundheit der Spermien hat. Das Spermiogramm gibt einem Kontrolle und Gewissheit, dass das Sperma zu dem Zeitpunkt, an dem man bereit ist für den Kinderwunsch, in seiner bestmöglichen Form ist.

Falls man in den nächsten Jahren noch keinen akuten Kinderwunsch hat, kann man seine Spermien auch für die Zukunft einfrieren lassen, um diesen in seiner jüngsten Form zu erhalten. Hier ist ein Test im gesündesten Zustand von entscheidender Bedeutung. Man wird sicherstellen wollen, dass das Sperma gesund und fruchtbar ist, bevor man es für die Zukunft einfriert.

Akuter Kinderwunsch

Wenn ein Paar 6-12 Monaten ungeschützten Sex hat und noch nichts passiert ist, ist die Samenanalyse ein Test der ersten Wahl, um Fragen der männlichen Fruchtbarkeit auszuschließen. Die Durchführung von einem Test zu einem frühen Zeitpunkt kann helfen, kostspielige Behandlungen zu vermeiden.

Quellen

Levine, H., Jørgensen, N., Martino-Andrade, A., Mendiola, J., Weksler-Derri, D., Mindlis, I., Pinotti, R., & Swan, S. H. (2017). Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis. Human reproduction update, 23(6), 646–659.

World Health Organization. (2010). WHO laboratory manual for the examination and processing of human semen.