Was ist eine Präimplantations-Diagnostik?

Ganz gleich, ob sich auf natürlichem Weg ein Baby ankündigt oder per künstlicher Befruchtung: Ein gesundes Kind wünschen sich alle zukünftigen Eltern. Manchmal stehen die Zeichen für eine unbeschwerte Schwangerschaft aber nicht so günstig. Was damit die Präimplantationsdiagnostik zu tun hat kannst Du hier nachlesen.

Was sind Chancen und Risiken der Präimplantationsdiagnostik?

Wenn schwere Erbkrankheiten in der Familie vorkommen oder das Paar bereits eine Tot- oder Fehlgeburt erlitten hat, ist das Bedürfnis nach Sicherheit im Vorfeld besonders groß. Dafür gibt es in Deutschland die Möglichkeit der Präimplantationsdiagnostik. Sie kann schwerwiegende genetische Fehler oder Chromosomenschäden noch vor dem Einsetzen eines künstlich gezeugten Embryos in die Gebärmutter entdecken. Grundsätzlich ist die Präimplantationsdiagnostik verboten, aber das Gesetz macht seit 2011 einige Ausnahmen unter bestimmten Auflagen.

Was als schwere Erbkrankheit gilt, ist jedoch nicht einheitlich festgelegt. Die Entscheidung über jeden Einzelfall liegt bei den Ethikkommissionen der Länder. Diese strenge Regelung sorgt dafür, dass Embryonen nicht einfach „aussortiert“ werden. Damit eine Präimplantationsdiagnostik überhaupt durchgeführt werden kann, muss das Paar erst einmal einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Ethikkommission stellen. Nach der Genehmigung erhält das Paar eine ausführliche medizinische und psychologische Beratung, damit die Entscheidung auf gut informierter Basis fällt. Der eigentliche Eingriff findet dann in einem der wenigen, spezialisierten Zentren statt.

Wie läuft eine Präimplantationsdiagnostik ab?

Die Humangenetiker entwickeln für jedes Paar ein individuelles Testverfahren auf DNA-Basis. Das ist ein komplizierter Schritt. Bis zu sechs Monate kann es dauern, bis das Testsystem fertig ist. Und erst dann beginnt die hormonelle Stimulation zur künstlichen Befruchtung. Die entnommene, befruchtete Eizelle reift fünf Tage lang, bis sie das Blastozytenstadium erreicht hat. Das Embryonenschutzgesetz in Deutschland sieht vor, dass erst jetzt ein bis zwei Zellen aus der äußeren Gewebsschicht jedes Embryos entnommen werden dürfen. Eine frühere Biopsie ist in anderen Ländern zulässig, bei uns jedoch nicht.

Nach der genetischen Analyse der Zellen werden nur die unauffälligen, als gesund erachteten Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt. Dazu greifen die betroffenen Paare darüber hinaus meist noch auf eine umfangreiche Pränataldiagnostik zurück. Dazu gehören zum Beispiel Ultraschall, Fruchtwasseruntersuchung und Nabelschnurpunktion.

Pro und Kontra

In Deutschland ist die genetische Untersuchung von Embryonen ein kontrovers diskutiertes Thema. Kritiker fürchten den Trend zum „Designerbaby“ sowie eine gesetzlich geduldete Diskriminierung behinderter Menschen. Insbesondere steht dann die Frage im Raum, ob wir dabei nicht entscheiden wann ein Leben lebenswert ist?

Andererseits ermöglicht die Präimplantationsdiagnostik auch Paaren mit einem hohen genetischen Risiko, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Und insgesamt darf man davon ausgehen, dass eine PID körperlich und seelisch weniger belastend ist als ein Schwangerschaftsabbruch (der vor allem in der späteren Schwangerschaft eine echte Extremsituation darstellt). Das Embryonenschutzgesetz sorgt außerdem dafür, dass die Präimplantationsdiagnostik nicht für kommerzielle oder unethische Zwecke missbraucht werden kann.

Eins ist aber ganz klar: Die Entscheidung für eine PID ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Jedes Paar muss für sich herausfinden, welchen Weg es gehen möchte. Sich ausführlich zu informieren und im Zweifel auch mehrere fachliche Meinungen einzuholen, macht die selbstbestimmte Entscheidungsfindung ein bisschen leichter.